Wingfoilen mit Trapeztampen? Erfahrungsbericht!
Wingfoilen mit Trapeztampen? Erfahrungsbericht!
Ein Trapeztampen ist echt cool- auch beim Wingfoilen. Worauf man achten muss, erzähle ich in diesem Blog. Außerdem gibt’s noch ein paar Tipps mit auf den Weg zum entspannten cruisen.
Wingfoilen mit Trapeztampen? Ein Erfahrungsbericht! Einen Trapeztampen habe ich schon ewig rumliegen. Diesen habe ich bei meiner allerersten Wing-Bestellung im Jahr 2019 gleich mitbestellt. Seit diesem Zeitpunkt wurde er nicht angerührt, da ich ihn für unnütz gehalten habe – schließlich ist ja genau das am Wingfoilen geil: Die freie Bewegung. Kein Haken der nervt und einem im Weg ist?!
Dieses Jahr im Nicaragua Wingfoil-Urlaub war es nun endlich Zeit, dem Trapeztampen eine Chance zu geben. Warum? Ich konzentriere mich derzeit vermehrt auf Wellenreiten (Wogen abreiten) und bin jetzt viel am Downwinden trainieren (Wellen lesen auf offener See). Beim Downwinden mit dem Wing im Schlepp, reißt man viele Kilometer ab. Die gefahrenen Kilometer muss man dann auch entsprechend wieder hoch fahren, also Höhelaufen. Das Trapez bietet sich dafür an wie nie zuvor.
Wer schon einmal 4-6 Stunden am Tag in Dänemark, z.B. Hanstholm, die Wellen immer wieder in die Bucht abgeritten ist, weiß ganz genau wie kaputt man vom Höhelaufen sein kann. Das kann ganz schön auf die Arme gehen. Wellen + Wingfoilen kann schnell zu einer Sucht werden! ;-)
Das Ergebnis vom Trapez-Wingfoilen fand ich ziemlich überraschend! I like it!
Für wen ist ein Trapeztampen geeignet? Was sind die Vorteile?
Natürlich ist das Geschmackssache, aber tendenziell natürlich für alle Fahrstile im fortgeschrittenem Wing-Level.
Vor allem für diejenigen, die beim Foilen mehr in Richtung „Freeride“ tendieren und richtig Surfstyle fahren. Auch beim Freestyle (Springen) kann die Armentlastung sehr hilfreich sein, da man dort tendenziell größere Wing-Größen fährt. Ich würde eher sagen, der Trapeztampen ist etwas für „lange Strecken Zurückleger“. Im Leichtwind-Wingfoil-Bereich macht es auch Sinn. Die Haltekräfte können bei Leichtwind-Wings ziemlich hoch sein.
- Für alle, die in weitläufigen Bedingungen fahren: offenes Meer und große Fjorde. Wenn man lange Strecken Höhelaufen und einfach lange auf dem Wasser sein möchte.
- Um das Downwinden mit dem Wingkite zu erlernen, muss man sehr viel Strecke Downwind, aber ebenso Upwind zurücklegen. Der Trapeztampen hilft beim Upwinden um die Arme zu entlasten. So kann man problemlos mehrere Stunden auf dem Wasser beliben und tausende Wellen reiten.
- Für alle Wellen-Abreit-Suchtis mit nicht gerade perfekten, ablandigen Bedingungen wo man eh keine Höhelaufen muss.
- Man kann krasse Kurse gegen den Wind fahren. Höhelaufen fast wie beim Kitefoilen. Fast! ;-)
- Für alle, die viel in der kalten Jahreszeit unterwegs sind: Ein Trapeztampen eliminiert die vom Wingfoilen bekannten Unterarmschmerzen, die durch Kälte und Handschuhe tragen verursacht werden.
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Gibt es auch Nachteile?
Ja, es gibt einige Nachteile beim benutzen eines Trapeztampens beim Wingfoilen.
- Nix für Anfänger: Das erste Jahr sollte man über einen Trapeztampen überhaupt gar nicht nachdenken. Er wird den Lernprozess und das Handling benachteiligen. Beim Wingfoilen kommt es auf Feingespür an und das trainiert man am besten erstmal mit den Armen, ganz frei von Zwängen.
- Der Trapeztampen am Wing kann beim „rauspumpen“ aus dem Wasser ganz schön nerven. Je nach Ausführungsart „schlackert“ er mehr oder weniger hin und her.
- Man kann sich beim „rauspumpen“ aus dem Wasser auch sehr leicht versehentlich einhaken. Ist auch etwas nervig. -> Abhilfe schafft hier, den Trapezhaken an die Seite zu drehen.
- Durch einen festen Haken, ähnlich wie an einem normalen Surftrapez, kann man die Boardoberfläche leicht kaputt machen und eindellen. Gerade wenn man mal nicht daran denkt, den Haken zur Seite zu drehen.
- Die Stürze im eingehakten Zustand sind um einiges krasser als uneingehakt. Ich habe da schon ein paar ordentliche Abgänge gemacht.
Sehr interessant: Ich musste mich echt erstmal an das Feeling gewöhnen und brauchte 1 bis 2 Sessions, bis ich mich richtig komfortabel gefühlt habe. Das Verhalten beim anpowern und depowern ist etwas anders und natürlich nicht so feinfühlig. Das hängt auch damit zusammen, ob der Tampen frei im Trapezhaken „Rutschen“ kann oder nicht. Bei Tampen mit Schlauch-Ummantelung habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich durch die Rutschfestigkeit eine längere Eingewöhnungsdauer ergibt.
Die verschiedenen Wingfoil-Trapeze
Es gibt momentan schon viele Trapeze am Markt. Und auch viele „Selfmade“ – Lösungen.
Ozone Wingfoil Harness
Meine Wahl fiel auf das Trapez von „Ozone“. Dies ist quasi ein Mini-Kitesurf Trapez mit normalem, schweren, und natürlich für diesen Einsatzbereich viel zu überdimensioniertem Haken. Allerdings schlau: Der Rückenbereich (Polster) ist aus super leichtem Stoff genäht.
Mystic „Wingman“
Schon etwas schlauer. Der überdimensionierte Standard-Haken fällt weg. Dafür ein kleiner Kunststoff-Haken.
Checkt das Teil mal ab. Denke ein guter Kompromiss. Allerdings kommt mir der Rückenbereich wieder sehr überdimensioniert Stabil vor. Es würde ein kleines, superleichtes Polster, wie beim Ozone Trapez genügen.
Rideengine „The Nug“
Ride Engine immer ganz vorn dabei!
Ride Engine hat schon 2021 hat einen kleinen Haken entwickelt, den man sich super einfach um den Bauch schnallen kann. Einfach mit einem Gurtband. Auch diesen habe ich probiert. Geht super und ist eine sehr günstige und gute Lösung.
Wingman-products.com
Diese Firma hat sich auf die professionelle Ausführung eines Trapezes mit integrierter Prallschutzweste spezialisiert.
Eine Komplettlösung speziell zum Wingfoilen. Bekannt wurde diese Firma durch die GWA Wingfoil Worldtour 2022/2023. Total abgefahren, wie innovativ das Konzept ist. Da hat mal jemand richtig krass viel Geld und Entwicklungsarbeit in die Hand genommen.
Selfmade-Trapez aus superleichtem Klettergurt
Eine coole Inspiration von meinem Kumpel Basti. Er hat die wohl einfachste und auch leichteste Lösung für ein Wingfoil-Trapez am Start.
Ein superleichter Klettergurt mit einem Haken versehen -so einfach kann es sein. Das „Trapez“ wiegt ganze 92 Gramm. Der Haken wurde hier in Nicaragua aus dem Stiel einer Gabel gebogen. Hält bombenfest! Haken klappt sogar automatisch ein und rampuniert somit nicht die Boardoberfläche. Die Position des Hakens nervt nicht, da er sehr tief sitzt.
Die verschiedenen Trapeztampen zum Wingfoilen
Die Ausführung des Trapeztampens hat einen großen Einfluss auf den Fahrkomfort.
Trapeztampen ist nicht gleich Trapeztampen: Es gibt sehr viele unterschiedliche Ausführungen. Da probiert man am besten ein bisschen rum. Wir haben 3 verschiedene Ausführungen probiert. Ein Dyneema Tampen mit Ummantelung, ein normaler, runder Tampen und ein „Schlauchgurtband“ aus dem Kletterbedarf in 10mm Breite. Alle funktionieren, allerdings würde ich mir einen mit Gummizug versehenen Tampen wünschen. Entweder mit einem „Schlauchgurtband“ oder einen mit innenliegendem Gummiband versehenen Dyneema Tampen. Dieser kommt auch bei der F-One Leash zum Einsatz. Somit würde der Tampen nicht mehr herumschwingen und entsprechend noch weniger stören. Das wird auf jeden Fall bald nachgerüstet.
Ozone Trapeztampen
Schau mal her: der sieht gut aus. Schon bestellt! :-)
Ozone bietet auch einen sehr interessanten Trapeztampen mit Gummizug an. Mal schauen was der kann!
Fazit Wingfoil-Trapez
Go for it! Fühlt sich richtig geschmeidig an. Ein bisschen so wie beim Windsurfen, halt nur ohne so krasse Rückenlage.
Die Arme zu entlasten ist erstmal richtig cool und wenn man sein Setup gefunden hat, möchte man das Teil eventuell nicht mehr missen. Ich sehe momentan gar nicht mehr den Grund, das Trapez wegzulassen. Es stört überhaupt nicht. Es ist super leicht und bietet in diesen gewissen Situationen einfach nur Vorteile und keinerlei Nachteile. Das herumbaumeln des Tampens kann man durch einen Gummizug im Tampen eliminieren.
Natürlich fährt man auch sehr häufig trotzdem einfach ausgehakt. Es kommt würde ich sagen immer ein bisschen auf die Bedingungen an. Manchmal ist man z.B. auch wie aus dem Nichts 1-2 qm überpowert. Auch dann erfreut man sich an dieser Möglichkeit der Armentlastung. Ich finde, anders als ich vermutet hatte, dass das Trapez in keiner Situation stört. Gerade mein Ozone drehe ich halt einfach innerhalb von 2 Sekunden zur Seite oder gar auf den Rücken und es ist so, als wenn ich gar kein Trapez tragen würde.
Ich werde mir für das Ozone Trapez noch einen kleineren Haken bauen- dann ist das System perfekt. Ein bisschen Feintuning in der Länge des Tampens ist aber sehr wichtig und nötig. Auch entwickelt sich der Markt von Wingfoil-Trapezen gerade richtig krass. Man kann also weiter gespannt sein.
Tipps und Tricks
Jetzt sofort loslegen mit dem Trapeztampen? Hier gebe ich noch mal ein paar Tipps.
- Fühlst du dich sicher genug und hast du genügend Erfahrung im Umgang mit deinem Setup? Fährst du Halsen und Wenden flüssig? Dann bist du definitiv bereit! Erstmal reicht ein kleines Gurtband, um das Fahrfeeling auszutesten.
- Die Bedingungen sollten passend sein! Das heißt also: Kein Sturm, keine beeinträchtigte Sicht und vor allem keine Wellen/Kabbel. Im Flachwasser lässt sich alles viel besser austesten.
- Suche dir unbedingt einen Spot, wo nichts los ist! Es macht überhaupt keinen Sinn, seine ersten eingehakten Sessions an einem vollen Spot zu machen. Das kann gefährlich für dich und andere werden.
- Teste alles vorher an Land aus: Einhaken, aushaken. Am besten mit richtig Druck im Wing. Versuche, den Wing beim einhaken stets zu entlasten, also die hintere Hand zu entlasten, sodass das Profil nicht so doll im Wind steht.
- Erster Ride: Ich würde empfehlen, den Prozess des einhakens danach auch im Wasser zu üben. Und zwar nicht auf dem Foil sondern in Verdrängerfahrt. Fahre dafür erstmal ungefoilt los, wenn dies dein Boardvolumen zulässt. Dann geht es super easy ohne krasse Stürze zu riskieren.
- Auch das Aushaken kann, je nach Trapezhaken, tricky sein. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass einige Gurtbänder/Haken Kombinationen sich schlecht lösen. Auch dabei besteht erhöhte, unkontrollierte Sturzgefahr. Ich hatte es teilweise so krass, dass ich 3-4 mal runtergezogen habe um mich auszuhaken und das Gurtband sich nicht gelöst hat.
- Stelle sicher, dass dein Gurtband das richtige Maß hat und es sich frei bewegen kann. Es darf nicht verdreht sein, sodass man es beim Einhaken nicht noch zusätzlich enttüddeln muss.
- Ich würde erstmal mit einem Trapez wie z.B. das „Ozone“ mit normalem Haken einsteigen. Der Grund dafür ist der große Haken, der sehr leicht zu bedienen ist. Man hakt sich sehr leicht ein und sehr leicht wieder aus. Auch kann man dieses Trapez super leicht zur Seite drehen, da es aus sehr leichtem Material besteht und leicht rutscht. Die meisten Stürze passieren am Anfang tatsächlich beim einhaken, da der Fokus von der Wasseroberfläche zum Haken/Tampen wandert und man auch viel nach unten schaut. Ist dieser Prozess durch einen großen Haken erleichtert, wird man weniger Stürzen.